Was gibt es bei Dropshipping & Steuern zu beachten? Die auch als Streckengeschäft bekannte Geschäftsform ist dank ihrer charakteristischen Vorteile sehr beliebt, hält aus steuerrechtlicher Sicht allerdings auch ein paar Fallstricke bereit. Ebenso wie bei jeder anderen selbstständigen Tätigkeit müssen sich Unternehmer auch bei diesem Geschäftsmodell intensiv mit den steuerrechtlichen Aspekten befassen. Nachfolgend bieten wir Ihnen einen kurzen Überblick zu Ihren steuerlichen Pflichten als Shop-Betreiber und zu den Vorteilen & Nachteilen von Dropshipping als Modell im E-Commerce.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Punkte vorab:
- Dropshipping ist besonders beliebt bei Start-ups & Nebenerwerbshändlern im E-Commerce.
- Aufwendige Lagerhaltung & hohe Kapitalbindung entfallen weitgehend, es ist kaum Startkapital notwendig.
- Der Händler bestellt erst dann, wenn der Endkunde kauft.
- Die Einkünfte aus einem Dropshipping-Shop unterliegen der Einkommenssteuer.
- Händler mit geringen Umsätzen können sich als Kleinunternehmer von der Umsatzsteuer befreien lassen, die Umsatzgrenze dafür liegt bei 22.000 Euro.
- Das Zielland der Transaktion bedingt, wo jeweils die Umsatzsteuer zu zahlen ist.
Was ist Dropshipping – Definition
Dropshipping wird auch als Streckengeschäft bezeichnet, bei dem die Ware erst dann von einem Händler beim Hersteller bestellt wird, sobald der Endkunde kauft. Die Ware wird dann ohne zwischenzeitliche Lagerung beim Händler direkt an den Endkunden verschickt.
Die Differenz zwischen dem Preis des Herstellers und dem Verkaufspreis an den Kunden stellt die Marge des Händlers dar. Rechnungsstellung erfolgt jeweils vom Hersteller an den Händler und vom Händler an den Endkunden.
Dropshipping als E-Commerce Modell in Deutschland
Dropshipping gilt als die unkomplizierteste Variante des E-Commerce-Sektors und sehr beliebt bei Start-ups im Onlinehandel.
Die teure und zeitraubende Lagerhaltung entfällt, daher ist dieses Geschäftsmodell mit einer vergleichsweise geringen Kapitalbindung verbunden. Viele Shop-Inhaber nutzen Plattformen wie Shopify, um ein erfolgreiches E-Commerce-Unternehmen aufzubauen.Das benötigte Kapital ist überschaubar, da Sie bei Gründung eines Dropshipping-Onlineshops keine Waren kaufen müssen. Eine Bestellung bei Ihrem Lieferanten geben Sie erst auf, wenn ein Kunde in Ihrem Shop einen Artikel bestellt. Logistisch bieten sich einige Vorteile, da der Versand bestellter Ware direkt vom Großhändler bzw. Hersteller an den Endkunden erfolgt. Sie fungieren somit als Vermittler und profitieren im Vergleich zum klassischen Handel mit eigener Lagerhaltung vom nicht vorhandenen Verkaufsrisiko.
Ihre Einnahmen ergeben sich aus der Preisdifferenz von Einkaufs- und Verkaufspreis. Der Streckenhandel ist aufgrund seiner geringen Kapitalbindung ein attraktives Modell für den Einstieg in die Selbstständigkeit, birgt allerdings auch ein paar Risiken.
Insbesondere das Thema Dropshipping & Steuern verdient hier besondere Aufmerksamkeit. Viele Händler verkaufen in Ihren Shops Waren aus China und anderen Nicht-EU-Ländern. Der richtige Umgang mit den steuerlichen Aspekten dieses internationalen Handels ist daher entsprechend komplex.
Lässt sich mit Dropshipping Geld verdienen?
Diese Geschäftsidee bietet durchaus Vorteile und ermöglicht auch ohne großes Kapital den Einstieg in die Selbstständigkeit. Die Kosten sind überschaubar, Sie tragen kein Warenrisiko und benötigen kein eigenes Lager. Auch Personalkosten fallen zunächst kaum an, insbesondere in der Anfangszeit lässt sich Dropshipping als Einzelkämpfer sogar nebenberuflich ausüben. Sie können Ihren Kunden ein beliebig großes Warenangebot zur Verfügung stellen und es entstehen trotzdem vorab keine Kosten für Wareneinkauf und Lagerhaltung. Regionale Beschränkungen existieren beim Onlinehandel nicht, dem internationalen Handel und somit weltweiten Absatzmöglichkeiten steht somit nichts im Weg.
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Dropshipping-Handel
Ob Sie allerdings von Ihren Einnahmen langfristig leben können, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Entscheidend sind in erster Linie ein attraktives Produktangebot sowie ein gutes Marketing. Wichtig ist daher, bereits vor der Shop-Eröffnung das richtige Konzept zu entwickeln.
Folgende Tipps sind dabei hilfreich:
Sortiment mit Bedacht auswählen
Auch wenn es aufgrund der fehlenden Lagerhaltung verlockend ist: Ein unüberschaubares Sortiment ist nicht empfehlenswert. Fokussieren Sie sich auf eine bestimmte Zielgruppe und wählen Sie die Produkte mit Bedacht aus. Produkte mit hoher Retourenquote sollten Sie meiden. Sie sollten darauf abzielen, gute Bewertungen und optimalerweise Stammkunden zu gewinnen.
Lieferanten sorgfältig prüfen
Da Sie den Versand bestellter Ware nicht selbst vornehmen, sind Sie zwingend auf seriöse und zuverlässige Lieferanten angewiesen.
Wählen Sie daher Ihre Geschäftspartner sorgfältig aus und prüfen Sie die Lieferanten regelmäßig. Im Bereich Dropshipping gibt es einige Anbieter, dazu zählen beispielsweise AliExpress, NEDIS oder DHgate, die Sie vorab anschauen und hinsichtlich der Bedingungen prüfen sollten. Weiterhin ist die deutsche Lieferanten-Datenbank DropShipping.de eine interessante Quelle, um geeignete Lieferanten zu finden.
Marketing professionell gestalten
Eine gute Marketing-Strategie ist wichtig, damit Kunden auf Ihren Shop aufmerksam werden. Im Bereich Lager und Versand sparen Sie Zeit, die Sie intensiv für Werbung nutzen sollten. Investieren Sie möglichst effizient in SEO, SEA und bauen Sie Ihren Online Shop professionell auf.
Welches Gewerbe für Dropshipping?
Da eine Gewinnabsicht vorliegt, ist grundsätzlich ein Gewerbe anzumelden, dies ist auch bei einem nebenberuflich betriebenen Shop der Fall. Im Vorfeld sollten Sie sich mit der Art Ihres Gewerbes befassen, da Sie diese Frage beim zuständigen Gewerbeamt beantworten müssen. Die beliebte Formulierung “Handel mit Waren aller Art” wird von vielen Gewerbeämtern nicht akzeptiert, da sie zu weit gefasst ist. Um möglichen Missbrauch zu vermeiden ist eine übergreifende Beschreibung erforderlich, die explizit genug ist und Ihnen dennoch etwas Freiraum lässt. In der Regel sind die erfahrenen Mitarbeiter hilfsbereit und beraten Sie hinsichtlich der Beschreibung Ihrer Tätigkeit.
Welche Steuern fallen bei Dropshipping an?
Als Inhaber eines Dropshipping-Shops unterliegen Sie ebenso wie jedes Unternehmen mit Sitz in Deutschland der Steuerpflicht. Das Einkommensteuergesetz (EStG) dient als Grundlage für die Einkommensteuer und regelt die unterschiedlichen Facetten der Steuerpflicht. Als Einzelunternehmer mit Wohnsitz oder ständigem Aufenthalt in Deutschland unterliegen Sie der uneingeschränkten Steuerpflicht. Nach dem Welteinkommensprinzip sind somit alle weltweit generierten Einnahmen in Deutschland zu versteuern.
Das zu versteuernde Einkommen ergibt sich aus der Differenz von Einnahmen und betrieblichen Ausgaben. Betriebsausgaben reduzieren Ihren Gewinn und verringern das zu versteuernde Einkommen. Dazu zählen beispielsweise folgende Positionen:
- Personalkosten
- Büromaterial
- abziehbare Vorsteuer
- Fachliteratur
- Telefon-, Porto- und Internetkosten
- Fortbildungen
- Abschreibungen
Jedem Steuerpflichtigen steht ein Grundfreibetrag in Höhe von 10.908 Euro (Stand: 2023) zu, der sich auf der Summe aller Einkünfte eines Jahres bezieht.
Zusätzlich zur Einkommenssteuer ist bei Dropshipping die umsatzsteuerliche Behandlung relevant, was viele Unternehmer vor große Probleme stellt.
In der Rechnung an Ihren Kunden weisen Sie die Umsatzsteuer aus, entscheidend ist dabei grundsätzlich das Zielland. Falls Sie Waren aus Nicht-EU-Ländern beziehen, ist zudem die Einfuhrumsatzsteuer relevant, die davon unabhängig zu betrachten ist.
Seit 01.07.2021 gilt das IOSS Verfahren
Verkäufe in andere Länder der EU können über das neue OSS-Verfahren abgewickelt werden. Ihr Steuerberater kann prüfen, ob die von Ihnen getätigten Transaktionen dazu geeignet sind.
Die Einfuhrumsatzsteuer in Deutschland orientiert sich an der Mehrwertsteuer und deren jeweiligen Sätzen und ist bei Einfuhr von Waren aus Drittländern zu zahlen. Die vorher gültige Regelung, dass bis zu einem Warenwert von 22 Euro keine Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen war, ist seit 01.07.2021 entfallen! Die Einfuhrumsatzsteuer ist nicht mit den Zollgebühren zu verwechseln, die in Deutschland erst ab einem Wert von 150 Euro anfallen.
Shopify Dropshipping: Umsatzsteuer
Umsatzsteuerlich handelt es sich bei Dropshipping um ein Reihengeschäft im Sinne des § 3 VI S. 5 UStG. Für die Erhebung der Umsatzsteuer ist der Rechnungsweg entscheidend und nicht der eigentliche Versand. Vielen Dropshipping-Händlern ist nicht bewusst, dass es sich steuerrechtlich um zwei Vorgänge handelt.
Gerne helfen Ihnen unsere Experten von der Pandotax Steuerberatung weiter. Lassen Sie sich von uns professionell beraten, um möglichst viele Vorteile zu nutzen.
Die Komplexität der deutschen Steuergesetze kann Laien schnell überfordern. Kommen zusätzlich noch Auslandsgesetze hinzu, verlieren viele Händler den Überblick. Variierende Steuersätze und unterschiedliche Regeln für Verkäufe in EU-Länder und außereuropäische Staaten erschweren Ihnen die Arbeit zusätzlich. Insbesondere für Anfänger ist internationales Steuerrecht kaum zu überblicken und erschwert bei Verkäufen ins Ausland die manuelle Bestimmung der Umsatzsteuer.
Das Shop-System Shopify bietet Händlern die Möglichkeit zur automatischen Anpassung des Umsatzsteuersatzes anhand der jeweiligen Kundendaten. Das System verwendet viele Standardsteuersätze, die regelmäßig aktualisiert werden und sich bei Bedarf auch manuell korrigieren lassen.
Dropshipping als Kleinunternehmer: was gibt es hier zu beachten?
Viele Onlinehändler starten als Kleinunternehmung. Dies ist möglich, wenn Ihre Einnahmen im vergangenen Jahr unterhalb der Grenze von 22.000 Euro lagen und im aktuellen Wirtschaftsjahr einen Betrag von 50.000 Euro nicht übersteigen. Diese Kleinunternehmerregelung nach § 19 UStG ist eine Vereinfachungsregelung. Als Kleinunternehmer weisen Sie somit keine Umsatzsteuer aus, damit entfällt allerdings auch das Recht auf Vorsteuerabzug.
Dropshipping Steuern Österreich
Bestellt eine in Österreich ansässige Privatperson Waren in einem Shop in Deutschland, kann die Umsatzsteuer über das neue OSS-Verfahren abgewickelt werden, das seit 1. Juli 2021 im Zuge der EU-Mehrwertsteuerreform eingeführt wurde. Die Anmeldung zum OSS-Verfahren und die Überprüfung, ob die jeweiligen Transaktionen für das Verfahren geeignet sind, kann eine auf internationales Steuerrecht spezialisierte Steuerberatungskanzlei vornehmen.
Es gilt eine Lieferschwelle von 10.000 Euro pro Jahr für alle Länder der EU. Liegen die Umsätze darunter, kann die Umsatzsteuer in Deutschland abgeführt werden.
Dropshipping Steuern USA
Wenn Sie Waren an Kunden in den USA verkaufen, greifen auch hier die Steuergesetze des Ziellandes. Bei Dropshipping sind die Steuern in den USA zu entrichten, wenn sich dort der Wohnsitz des Endkunden befindet. Das bedeutet für Sie als Unternehmer, dass Sie dort auch zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet sind. Die Steueranmeldung in den USA lassen Sie am besten von einem Steuerberater erledigen.
Dropshipping: Buchhaltung & Steuern
Das Thema Dropshipping & Buchhaltung ist besonders hinsichtlich Steuern sehr komplex.
Daher empfehlen wie die Beachtung der folgenden Tipps:
- Aufgrund der Komplexität der Steuergesetze ist es unverzichtbar, alle Geschäftsvorgänge genau zu dokumentieren.
- Der Aufwand für die Dropshipping-Buchhaltung lässt sich mit guten Software-Programmen deutlich minimieren. Häufig ist eine problemlose Verbindung mit Shop-Systemen wie Shopify möglich, die Ihnen das manuelle Einpflegen der Vorgänge erspart.
- Halten Sie als Unternehmer Ihre privaten und geschäftlichen Finanzen grundsätzlich getrennt, da dies die Buchhaltung deutlich erleichtert.
- Zudem kann es sinnvoll sein, unterschiedliche Geschäftskonten für lokale und internationale Zahlungen einzurichten. Dies ermöglicht Ihnen einen besseren Überblick und erleichtert die Einhaltung der unterschiedlichen Steuervorschriften.
Fazit: Lohnt es sich, ein GoBD-konformes Kassensystem zu installieren?
Das Thema Dropshipping-Steuern ist komplex und hält einige Fallstricke bereit. Lassen Sie sich daher frühzeitig kompetent beraten, auch dann, wenn Sie zunächst nur als Kleinunternehmen oder nebenberuflich starten. Wenden Sie sich bei Fragen vertrauensvoll an die Pandotax Steuerberatung. Wir sind Spezialisten für E-Commerce und Internationales Steuerrecht und stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
*Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, zusammengetragen und geschrieben. Sie ersetzen jedoch keine Rechts- oder Steuerberatung. Bitte stellen Sie für eine rechtlich bindende Beratung eine Anfrage. Wir übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder mögliche Änderung der Sachlage.